Andacht zum Sonntag Judika

Pfarrer Martin Schulte von der Dreieinigkeitskirche in Regensburg mit Gedanken zum Sonntag "Judika"

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GRUSS
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
- der uns aus der Not und der Macht des Todes rettet -
und die Liebe Gottes des Vaters
- der uns erschaffen hat und erhalten wird -
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
- die selbst dann da ist, wenn wir uns nicht begegnen oder berühren dürfen -
sei mit uns allen.


Hebräerbrief, Kapitel 13, 12-14
12 So ist auch Jesus außerhalb der Stadt gestorben, um durch sein Blut das Volk von aller Schuld zu reinigen.
13 Also lasst uns zu ihm vor das Lager hinausgehen und die Schande mit ihm teilen.[3] 14 Denn auf der Erde
gibt es keine Stadt, in der wir bleiben können. Wir sind unterwegs zu der Stadt, die kommen wird.


1.
„Wir haben hier keine bleibende Stadt.“ So sagt es der Hebräerbrief. Genau das ist die Erfahrung, die
momentan unser Leben so tief prägt: Es gibt keinen Ort, der wirklich sicher ist. Man kann in dieser Welt
hinschauen, wo man will - ganz gleich, ob in Deutschland oder Italien oder China oder Afrika. Man ist
nirgends mehr sicher. Diese Erfahrung kann man nicht mit dem Verstand verarbeiten. Es regieren die
Gefühle; es erzittert das Herz.
Dabei hatten wir es uns in dieser Welt doch leidlich gut eingerichtet. Manchmal sehnten wir uns nach mehr
Ruhe, nach weniger Hektik. Doch jetzt in der erzwungenen Ruhe spüren wir, wie sehr wir uns auf dieses
Leben eingelassen haben.
2.
Der Hebräerbrief schreibt davon, dass wir eine „zukünftige Stadt“ suchen. Dass wir also auf die Zukunft hin
orientiert sind. Und dass ist diesen Ort wirklich geben wird, an dem wir uns sicher und aufgehoben fühlen
werden. Aber gelingt uns das denn wirklich? Ist es nicht gerade das Kennzeichen dieser Zeit, dass auch die
Zukunft „in den Sternen steht“, wie man zu sagen pflegt?
Niemand weiß ja, wie lange die Ausgangs Beschränkungen weitergehen werden.
Niemand weiß, wann ein Impfstoff gefunden werden wird.
Niemand weiß, ob dieses Coronavirus eine einmalige Erscheinung ist, oder ob wir möglicherweise auch
künftig ähnliche Epidemien befürchten müssen.
Was kann in dieser Situation wirklich helfen? Vielleicht die Erfahrung, dass man eben nicht allein ist. Gerade
darum ist es wichtig, Kontakte aufrechtzuerhalten.
Gerade, darum ist es so wichtig, jetzt auch auf die Menschen neben mir zuschauen.
Auch dann wenn ich sie nicht mit Handschlag begrüßen oder gar umarmen kann.
3.
Im Hebräerbrief wird davon geschrieben, dass Jesus Hinaus vor die Stadt gehen musste. Dieses Wort spielt
natürlich auf die Leidensgeschichte und die Passion Jesu an. Aber letztlich geht es darum, dass auch Jesus
die Sicherheit des Lebens dahin gegeben hat. Dass er ganz existenziell die Bedrohungen des Lebens erlitten
hat - bis hin zum schändlichen Tod.
Das aber bedeutet nichts anderes, als dass Jesus auch mitten in der Corona Krise neben uns steht. Er bleibt
nicht in den Gebäuden und Gedanken Gebäuden von Theologie und Kirche, sondern er steht neben uns im
Alltag - mit sicherem Abstand von eineinhalb Metern, mit Mundschutz vielleicht, aber uns ganz innig
zugewandt.
4.
Der Hebräerbrief lädt Dazu ein, „mit Jesus hinauszugehen vor die Stadt“. Das klingt wie eine ungeheure
Zumutung. Sollen wir tatsächlich die Heimatlosigkeit, die Unsicherheit, ja die Lebensbedrohlichkeit
„annehmen“? - Vielleicht geht es tatsächlich genau darum, dass wir uns dieser Tatsache stellen; dass wir es
aushalten, dass das Leben zutiefst bedroht ist.
Wir haben es vielleicht zu lange verdrängt, in die Altenheime und die Krankenhäuser, in die armen Länder
dieser Welt mit ihren Dürrekatastrophen und Bürgerkriegen. Wir haben es verdrängt, dass wir uns damit
nicht beschäftigen müssen.
5.
Der Text aus dem Hebräerbrief hat seinen Ort in der Passionszeit. Diese Zeit endet nicht mit dem Kreuz an
Karfreitag. Diese Zeit endet mit dem Ostersonntag und der Auferstehung. Hinter aller Bedrohung und
Krankheit, hinter aller Angst und allem Tod steht das Leben. Mit dieser tiefen Zuversicht, ja mit diesem
Lebens-Mut können wir auch die gegenwärtige Zeit bestehen.


Gebet
Gott, wir fühlen uns heimatlos in diesen Tagen und Wochen. Nirgends fühlen wir uns mehr sicher.
Alles was geklärt schien, alles, was uns Halt gab, gilt nicht mehr.
Gegenüber einem Virus, gegenüber der Lebensgefahr, die davon ausgeht, fühlen wir uns so ohnmächtig.
Wir spüren, dass alle Versprechungen, alle Ankündigungen, alle Informationen nicht das Herz beruhigen
können.
Wir bitten Dich für uns:
Stärke unsere Kräfte des Durchhaltens und Aushaltens.
Stärke auch unsere Demut gegenüber dem, was nun zu tun und zu lassen ist.
Und vor allem: Stärke in uns die Kraft der Hoffnung.
Wenn auch alles momentan ausweglos erscheinen mag, so verheißt Du uns doch das Leben.
Und es stimmt ja: Mitten in allem Schlimmen gibt es dieses Licht des Lebens und Überlebens
- in China ist das Schlimmste überstanden
- überall auf der Welt kämpfen Ärzte und Pflegekräfte für uns
- mit aller Kraft suchen Forscher nach Ursachen und nach Impfstoffen
- unsere Politiker handeln mit Klarheit und Verantwortung
- überraschende Hilfsbereitschaft ist an vielen Orten zu spüren
- noch immer können wir die Natur und das Leben erleben und genießen
Lass uns all diese Zeichen des Lebens nicht übersehen; sie geben uns Mut und stärken das Herz.
Wir bitten dich für alle, die erkrankt sind:
Sei bei ihnen und bei den Menschen, die sie pflegen
Sei bei ihnen wenn sie schwerer erkranken; sei bei ihnen auch im Sterben.
Lass uns alle Kräfte mobilisieren, dass so viele wie möglich die Pflege und Hilfe bekommen, die sie
brauchen.
Wir bitten dich für alle, die in dieser Zeit Verantwortung tragen:
- für die Politiker, dass sie nüchtern, mit Mut und zugleich mit Fürsorge ihre schweren Entscheidungen
treffen
- für die Forscher, dass sie so bald wie möglich Behandlungsmethoden und Impfstoffe finden
- für die Menschen in den Krisenstäben, das sie das rechte Maß an Einschränkungen und Verbote finden
mögen
Gott,
wir vertrauen darauf, dass Du uns in den Zeiten der Not nahe bist
in Deinem Sohn Jesus Christus,
der alle Not erlebt und erlitten hat, bis hin zum Tod.
Amen.

Segen

Nena: Wunder geschehen
(https://www.youtube.com/watch?v=FZXMVlwUSVE)
Auch das Schicksal
und die Angst kommt über Nacht
Ich bin traurig;
gerade hab ich noch gelacht
und an so was schönes gedacht
Auch die Sehnsucht
und das Glück kommt über Nacht
Ich will leben,
auch wenn man dabei Fehler macht
ich hab mir das nicht ausgedacht.
Refrain:
Wunder geschehen,
ich hab's gesehen.
Es gibt so vieles was wir nicht verstehen.
Wunder geschehen,
ich war dabei; wir dürfen nicht nur
alles glauben was wir sehen
Immer weiter
Immer weiter gerade aus;
nicht verzweifeln,
denn da holt dich niemand raus.
Komm steh selber wieder auf!
Refr.: Wunder geschehen,
ich hab's gesehen.
Es gibt so vieles was wir nicht verstehen.
Wunder geschehen,
ich war dabei wir dürfen nicht nur
alles glauben was wir sehen
Was auch passiert,
ich bleibe hier.
Ich geh den ganzen langen Weg mit dir.
Was auch passiert - Wunder geschehen.